Donnerstag, 19. Januar 2012
19. Januar 2012

Chaos. Energie. Hunger. Leben. Verachtung. Wenn mich jemand fragen sollte, mit welchen fünf Begriffen ich meinen inneren Zustand beschreiben würde, wären es diese. Nicht unbedingt in der gleichen Prioritätsreinfolge wie sie hier aufgelistet sind. Zur Zeit sind Hunger und Energie deutlich im Vordergrund. Danach kommt das Chaos. Leben und Verachtung teilen sich den letzten Platz.
Erklärungen dazu? Nein. Den inneren Zustand kann man nicht erklären, sondern höchstens definieren. Wenn überhaupt. Meistens nicht einmal das. Der Nachteil (eins der sehr vielen Nachteile) daran, ein Mensch zu sein, ist dieser undefinierbare Brei tief in einem drin. Unbestimmt. Widersprüchlich. So ist die menschliche Seele. Daraus ergibt sich der Umstand, dass die meisten Kräfte, die man hat, sich gegen einen selbst richten oder sich gegenseitig auslöschen.
Wie man eine gewisse Ordnung in das Ganze bringt? Meistens gar nicht. Ich habe es geschafft weil ich nichts mehr trinke. Was jemand tun soll, der nicht regelmäßig trinkt? Vielleicht erstmal mit dem trinken anfangen… Monate… Jahre… Kontinuierlich, jeden Tag, bis es ohne nicht mehr geht. Und dann von einem Tag auf den anderen damit aufhören. Die Entzugserscheinungen sind herrlich! Und die Schmerzen erst! Und mit den Schmerzen kommt dann die Klarheit. Vielleicht…

Das Innere ist eine Sache. Dagegen kann man kämpfen. Oder es akzeptieren. Egal. Beides ist Mist. Das Äußere dagegen lässt sich viel besser formen. Nicht dass es eine Bedeutung hat. Letztendlich verrottet der Körper eines Tages. Oder es wird für Organspenden ausgeschlachtet. Wie bei einem alten Auto, das zwar nie wieder fahren wird aber noch gut genug für einige Ersatzteile ist. Ich finde die Vorstellung gar nicht mal so schlecht. Das muss für den Empfänger gruselig sein, zu wissen dass man mit einem Stück Fleisch eines Toten im Körper lebt. Und dass man nur weiter lebt weil jemand gestorben ist. Der Gedanke daran amüsiert mich ein wenig. Ich glaube ich werde mir so ein Organspenderausweis zulegen. Ich persönlich find‘s eklig mit einem fremden Körperteil rumzulaufen. Aber wer sich so verzweifelt an das Leben klammert hat es nicht anders verdient. Also Leute, ihr könnt meine Organe gerne haben – falls noch was Brauchbares dabei ist wenn ich tot bin!

Falls doch noch jemand das hier liest, oder besser – bis jetzt gelesen hat, wird meine Haltung bezüglich Organspende diesen Menschen vermutlich abschrecken, es auch in Zukunft zu tun. Irgendwie schade eigentlich. Ich hab bestimmt noch mehr solch unbequemer Ansichten und Haltungen auf Lager. Das was von meiner Selle übrig ist, ist eine einzige Unbequemlichkeit, ein erschreckendes völlig abgedrehtes Abbild etwas Fremdartigen. Und es will raus. Schreit. Zerrt an ihren Ketten. Der Jäger wartet nur auf die nächstbeste Gelegenheit, um die Kontrolle zu bekommen. Jetzt, ohne ständige Zufuhr von Ethanol ist es für ihn zumindest in greifbare Nähe gerückt.
Aber ich wäre nicht ich wenn ich den Jäger einfach tun lassen würde. Es macht mir Spaß, ihn zu quälen. Und mir ist wohl bewusst, dass der Jäger einen Teil von mir repräsentiert. Vielleicht mach ich es gerade deshalb. Und natürlich wegen der Kontrolle. Es geht immer um die Kontrolle.
Mit diesem Gedanken endet der heutige Eintrag…

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